In den letzten Jahren hat das Thema mentale Gesundheit einen zentralen Platz in der Arbeitswelt eingenommen. Immer häufiger drehen sich Gespräche mit dem betrieblichen Gesundheitsdienst um Stress, Angstzustände und Schwierigkeiten bei der Alltagsbewältigung. Gleichzeitig ist der Krankenstand aufgrund mentaler Belastungen deutlich gestiegen.
Doch stehen wir tatsächlich vor einer mentalen Gesundheitskrise – oder ist es an der Zeit, unseren Umgang mit diesen Herausforderungen zu überdenken?
Ein sich wandelndes Arbeitsumfeld stellt das Wohlbefinden auf die Probe
Die Arbeitswelt befindet sich im ständigen Wandel. Digitalisierung, steigende Anforderungen und häufige Unterbrechungen setzen Beschäftigte stärker unter Druck als je zuvor. Hinzu kommt eine wachsende Unsicherheit im gesellschaftlichen Umfeld. All diese Faktoren können zu chronischem Stress, Burnout und einem Rückgang der allgemeinen Arbeitsfähigkeit führen.
Frühe Anzeichen für ein Burnout sind oft subtil – etwa Reizbarkeit nach Feierabend oder zunehmender Zynismus. Dennoch erkennen nur wenige diese Signale rechtzeitig, und noch weniger fühlen sich wohl dabei, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Sorgen darüber, wie sich eine Diagnose auf die Karriere auswirken könnte, oder der langwierige Zugang zu Unterstützung führen dazu, dass Betroffene Hilfe aufschieben. Wenn sie schließlich in der Krise Hilfe suchen, sind die Handlungsmöglichkeiten oft stark eingeschränkt.
Das Stigma rund um psychische Gesundheit besteht weiterhin
Trotz zunehmender Offenheit fällt es vielen Menschen weiterhin schwer, Hilfe zu suchen. Das Stigma psychischer Erkrankungen ist noch immer präsent. Angebote der betrieblichen Gesundheitsförderung werden oft als Teil des Arbeitgebersystems wahrgenommen, was Unsicherheit schafft.
Sind meine Daten für den Arbeitgeber einsehbar? Wird das meine beruflichen Chancen beeinflussen?
Solche Fragen können Menschen davon abhalten, sich frühzeitig Hilfe zu holen – gerade dann, wenn sie am meisten gebraucht wird.
Ist es Zeit für einen neuen Ansatz?
Im traditionellen Gesundheitssystem werden mentale Herausforderungen oft schnell medizinisiert. Aber könnte die Lösung in einem frühzeitigen, anderen Ansatz liegen?
Nicht jede mentale Belastung erfordert Medikamente oder langfristige Therapie. Oft braucht es vor allem Werkzeuge zur Stressbewältigung, zur Alltagsstrukturierung und frühzeitige Unterstützung im Umgang mit täglichen Herausforderungen.
Prävention und Stärkung der Resilienz
Mentale Belastungen im Arbeitsleben lassen sich durch niedrigschwellige, präventive Angebote adressieren – lange bevor sich Probleme verfestigen.
Schnelle und leicht zugängliche Gesprächsangebote helfen Mitarbeitenden, Stress ohne Angst vor Stigmatisierung abzubauen. Ist Unterstützung zum richtigen Zeitpunkt verfügbar, lassen sich mentale Belastungen frühzeitig erkennen und bewältigen.
Kurzzeitige therapeutische oder coachende Begleitung bietet konkrete Werkzeuge, um Alltag und Arbeitsbelastung ins Gleichgewicht zu bringen. Damit lernen Mitarbeitende, Stress und schwierige Situationen am Arbeitsplatz besser zu meistern. Selbst kurze Interventionen können nachhaltige Wirkung entfalten.
Gleichzeitig können Veränderungen auf organisatorischer Ebene – etwa flexible Arbeitsmodelle oder proaktive Arbeitsplanung – chronischen Stress entgegenwirken und das Wohlbefinden im gesamten Unternehmen stärken.
Investieren Organisationen in Prävention, profitieren nicht nur die Einzelnen, sondern auch die Produktivität.
Die richtigen Werkzeuge zur richtigen Zeit
Der Anstieg psychischer Erkrankungen bedeutet nicht zwangsläufig, dass das Problem unverhältnismäßig gewachsen ist. Vieles lässt sich durch bessere Erkennung und den Abbau von Stigmatisierung erklären.
Gleichzeitig sollten wir uns fragen: Passen unsere heutigen Lösungen noch zur heutigen Arbeitswelt?
Ein Wandel von reaktiven zu proaktiven Ansätzen kann Krankenstände reduzieren, Mitarbeitende stärken und ein nachhaltigeres Arbeitsleben fördern. Es geht nicht nur um Vorteile für Beschäftigte, sondern auch darum, dass Arbeitgebende und die Gesellschaft insgesamt profitieren.
Wohlbefinden geschieht nicht zufällig
Gesundheit und mentales Wohlbefinden sind kein Zufallsprodukt. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, unsere Werkzeuge und Strategien zu modernisieren und den Anforderungen des heutigen Arbeitslebens gerecht zu werden.
Writer:

Immo Salonen
Immo Salonen, CEO von Auntie, ist der Ansicht, dass die Förderung der psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens in Unternehmen nicht nur ein moralisches Gebot ist, sondern vor allem eine strategische Investition, die zum Erfolg des Unternehmens und zum allgemeinen Wohlbefinden der Mitarbeiter beiträgt.