In der finnischen Arbeitskultur hält sich hartnäckig ein Mythos, der Führungskräfte als unermüdliche Individuen verherrlicht, die alle Hindernisse durch schiere Tapferkeit überwinden und endlos arbeiten, während sie ihr Wohlbefinden opfern. Es ist an der Zeit, mit diesem Missverständnis aufzuräumen. Auch Führungskräfte haben sowohl das Recht als auch die Verantwortung, der Selbstfürsorge Vorrang einzuräumen.
Die Studie How is Finland Doing? des Finnischen Instituts für Arbeitsmedizin zeigt einen beunruhigenden Trend auf: Das Burnout unter Managern und Führungskräften hat sich seit der Zeit vor der Pandemie verdreifacht. Über 66 % der Führungskräfte geben an, dass sie aufgrund von Stress einen Arbeitsplatzwechsel in Erwägung ziehen (Lähtijät Podcast Survey 2024), und viele fühlen sich mit ihren Herausforderungen isoliert. Dieser anhaltende Stress wirkt sich nicht nur auf den Einzelnen aus, sondern untergräbt auch die Gesamtleistung des Unternehmens.
Eine von Auntie durchgeführte Umfrage zeigt, dass der Zugang zu psychosozialen Diensten am Arbeitsplatz für alle Rollen schwierig ist, wobei sich Führungskräfte oft noch stärker eingeschränkt fühlen als ihre Mitarbeitenden, wenn sie Unterstützung suchen.
"Nur wenige Führungskräfte haben den Mut oder die Fähigkeit, offen über ihr Wohlbefinden zu sprechen. Leider hält sich das Stigma, das die psychische Gesundheit umgibt, hartnäckig, so dass viele mit diesen Herausforderungen allein dastehen - wenn sie sie überhaupt priorisieren können", erklärt Immo Salonen, CEO von Auntie.
Erfreulicherweise gaben 84 % der Führungskräfte, welche die Dienste von Auntie in Anspruch genommen haben, an, dass sie dazu beigetragen haben, Burnout zu verhindern. Wenn Führungskräfte einem Burnout erliegen, wirken sich die Auswirkungen auf die gesamte Organisation aus. Chronischer Stress beeinträchtigt die Entscheidungsfindung, verringert die Fähigkeit, komplexe Herausforderungen zu bewältigen, und kann zu Reizbarkeit und angespannten Beziehungen am Arbeitsplatz führen. Längeres Nichtstun führt oft zu langfristigen Krankheitsausfällen oder Arbeitsplatzwechsel, was den Betrieb und die Produktivität des Unternehmens erheblich stören kann.
Ein Toolkit für Führungskräfte zur Bewältigung
Um Burnout zu bekämpfen und die Teamleistung zu verbessern, empfehlen die Experten von Auntie den Führungskräften folgende Strategien:
1. Suchen Sie Unterstützung und bauen Sie ein Netzwerk auf
Eine Führungskraft kann einsam sein, und Isolation ist eine große Gefahr für das Wohlbefinden. Der Aufbau eines verlässlichen Unterstützungsnetzwerks - wie Mentoren, Coaches oder andere Führungskräfte - kann wertvolle Möglichkeiten bieten, um arbeitsbedingten Stress zu verarbeiten.
2. Erkennen und Bewältigen von Stress
Stresstoleranz ist ein wesentlicher Bestandteil der Führungsarbeit, aber Stressbewältigung ist eine erlernbare Fähigkeit. Beginnen Sie damit, Anzeichen von Stress zu erkennen, wie Schlafstörungen, körperliche Anspannung oder Konzentrationsschwierigkeiten.
Wirksame Stressbewältigungsroutinen sind von Person zu Person unterschiedlich. Für die einen ist es vielleicht regelmäßiger Sport, für die anderen Achtsamkeitsübungen. Der Schlüssel liegt darin, herauszufinden, was für Sie funktioniert, und daran festzuhalten.
3. Setzen Sie Grenzen - und halten Sie sie ein
Von Führungskräften wird oft erwartet, dass sie ständig verfügbar sind, aber diese Einstellung ist nicht haltbar. Klare Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben zu ziehen, ist entscheidend für die Vermeidung von Burnout.
Untersuchungen der Harvard University zeigen, dass Führungskräfte, die gesunde Grenzen einhalten, eine bessere Work-Life-Balance erreichen, was sich unmittelbar auf ihre Leistung auswirkt.
4. Trainieren Sie Ihren Geist mit professioneller Unterstützung
Die Beratung durch Psychologen oder Therapeuten kann sich positiv auswirken. Professionelle Unterstützung hilft Führungskräften, mit psychischem Stress umzugehen und Instrumente zu entwickeln, um ihn effektiv zu bewältigen. Laut einer Umfrage von Auntie sind 84 % der Führungskräfte der Meinung, dass der Zugang zu niedrigschwelligen psychologischen Diensten dazu beiträgt, Burnout zu verhindern.
5. Förderung des kulturellen Wandels
Die Selbstfürsorge von Führungskräften gerät oft in den Hintergrund, selbst wenn sie dringend erforderlich ist. Um das Stigma zu durchbrechen, müssen Organisationen Diskussionen über psychische Gesundheit auf allen Ebenen normalisieren.
"Der Umgang mit der psychischen Gesundheit sollte genauso selbstverständlich sein wie der mit der körperlichen Gesundheit", sagt Salonen. Führungskräfte, die ihr Wohlbefinden in den Vordergrund stellen, gehen mit gutem Beispiel voran und ermutigen ihre Teams, es ihnen gleichzutun.
Mit gutem Beispiel voran gehen
Eine auf das Wohlbefinden ausgerichtete Führungskraft fördert eine gesündere, produktivere Organisation. Der eigenen psychischen Gesundheit Vorrang einzuräumen, ist nicht egoistisch, sondern eine wesentliche Voraussetzung für eine effektive Führung. Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst. Wenn es Ihnen gut geht, geht es auch Ihrem Team gut - und Ihrem gesamten Unternehmen.
Writer:

Immo Salonen
Immo Salonen, CEO von Auntie, ist der Ansicht, dass die Förderung der psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens in Unternehmen nicht nur ein moralisches Gebot ist, sondern vor allem eine strategische Investition, die zum Erfolg des Unternehmens und zum allgemeinen Wohlbefinden der Mitarbeiter beiträgt.