Auntie Blog

Psychologische Sicherheit: das Fundament einer Organisation

Geschrieben von Elina Pajunen | 27.10.2022 21:00:00

Ich kann mich nicht erinnern, wie oft ich still in einem Meeting gesessen und zugehört habe, wie andere begeistert ihre Meinung vertraten oder von ihr schwärmten. Ich habe meine Gedanken für mich behalten, aus Angst, dass andere diese (und mich) für dumm halten. Genau deshalb habe ich auch die Fragen, die ich hatte, nicht gestellt oder meine Unsicherheit über die Ausführung einer Aufgabe angesprochen.

Kommt dir das bekannt vor?

Mit anderen Worten: In diesen Situationen fehlte es an psychologischer Sicherheit.

Eine sichere Umgebung ist nachgiebig

Psychologische Sicherheit bezieht sich auf ein Umfeld, in dem man seine Unsicherheit ausdrücken oder über seine Fehler sprechen kann, ohne Angst haben zu müssen, gedemütigt, beschuldigt oder verspottet zu werden. Psychologische Sicherheit im Arbeitsumfeld bedeutet, dass man keine Angst davor hat, um Hilfe zu bitten oder über schwierige Themen zu sprechen. In einer sicheren Umgebung kannst du du selbst sein und dein Bestes geben.

Studien zur psychologischen Sicherheit haben ergeben, dass sie ein wesentliches Element für Teams und Organisationen ist, die wirklich nach Erfolg streben. Mit anderen Worten: psychologische Sicherheit ist ein Muss, wenn man erfolgreich sein möchte.

Kreativität und bessere Entscheidungen

Die Angst vor negativen Konsequenzen kann als Antrieb die Produktivität kurzfristig steigern, aber auf lange Sicht wird Handeln aus Angst mit einem hohen Preis bezahlt, vor allem von Mitarbeiter:innen. In einem Arbeitsumfeld mit psychologischer Sicherheit gibt es Raum für Experimente, Kreativität, den Austausch von Gedanken und Ideen und damit auch Raum fürs Lernen. Das moderne Arbeitsleben ist komplex und herausfordernd und verändert sich zudem ständig, was ein kontinuierliches Lernen erfordert, das wiederum ein sicheres Umfeld voraussetzt.

Es ist auch erwiesen, dass Menschen, die sich sicher fühlen, bessere Entscheidungen treffen können, da das Abwägen von Optionen, die weitreichende Auswirkungen haben können, einfacher ist. Auch die Beilegung von Streitigkeiten kann in einer konstruktiveren Atmosphäre erfolgen. Wenn man sich nicht persönlich bedroht fühlt, kann man die Dinge auch aus der Perspektive der anderen sehen.

Über psychologische Sicherheit oder ein sicheres Arbeitsumfeld zu sprechen, ist also kein leeres Geschwätz und Gefühlsduselei, sondern ein solides Fundament, um das sich alle Mitarbeitenden bemühen sollten.

 

Der Aufbau eines psychologisch sicheren Arbeitsumfelds liegt in der Verantwortung aller

Wie baut man also ein solches Fundament auf oder bewahrt es? Und was könnte es untergraben?

Zunächst einmal ist psychologische Sicherheit eine kollektive Erfahrung. Sie zu schaffen, liegt in der Verantwortung aller – nicht nur der Führungskräfte, auch wenn ihre Vorbildfunktion entscheidend ist.

In einem unsicheren Arbeitsumfeld wird hinter dem Rücken des Anderen schlecht gesprochen, kein Respekt gezeigt, Informationen zurückgehalten, andere beschuldigt, gemobbt und Cliquen gebildet. Es liegt auf der Hand, dass in einem solchen Umfeld niemand seine Ideen einbringen oder um Rat fragen möchte. Jeder versucht sich alleine durchzubeißen und so lange wie möglich den Anschein zu wahren, dass alles gut läuft. 

Wie kannst du also anfangen, psychologische Sicherheit zu vermitteln?

Wie stehen deine Mitarbeiter:innen zu Vielfalt und Fehlern?

Überlege dir zunächst von deinem eigenen Standpunkt aus, wie du zum Thema Vielfalt stehst. Und wie verhältst du dich, wenn jemand eine gegenteilige oder andere Meinung als du vertritt? Hörst du echt neugierig zu und bringst das Gespräch voran, oder wertest du die Ideen der anderen ab oder rollst mit den Augen?

In einem sicheren Arbeitsumfeld werden Menschen nicht für ihre Fehler kritisiert, sondern Fehler werden als Lernmöglichkeit betrachtet. Die Leute verstehen, dass Fehler menschlich und oft unvermeidlich sind und dass niemand absichtlich Fehler macht. In einer psychologisch sicheren Organisation können auch die Führungskräfte zeigen, dass sie nicht alles wissen, indem sie einfach sagen: „Ich weiß es nicht.“

Eine aktive Rolle bei der Schaffung psychologischer Sicherheit übernehmen

Die Grundlage für ein sicheres Umfeld ist, dass Mitarbeiter:innen das Gefühl haben, dass man ihnen zuhört und sie akzeptiert werden. Bleibe also aufmerksam und zeige Interesse an den Gedanken deiner Mitmenschen. Suche den Kontakt zu anderen, wenn du auch nur den leisesten Verdacht hast, dass es nötig ist. Bitte um Feedback zu deiner Arbeit und ermutige andere.

Es wurde auch festgestellt, dass wir uns nicht nur mehr auf andere verlassen, wenn wir uns in der Beziehung zu ihnen sicher fühlen, sondern dass unsere Fähigkeit, selbstständig zu arbeiten, dadurch sogar verbessert wird. Dies gilt nicht nur für Paare und andere familiäre Beziehungen, sondern auch für die Arbeit.

Die Stärkung der Beziehungen zwischen den Mitarbeiter:innen und der gegenseitigen Sicherheit und des Vertrauens führt letztendlich zu einer besseren Leistungsfähigkeit und Eigeninitiative der einzelnen Mitglieder der Community.

Ein Umfeld schaffen, in dem sich alle wohl fühlen, wenn sie einfach sie selbst sind

Externe Dienstleistungen wie Auntie können hierbei unterstützend zur Seite stehen und z.b. Aspekte wie psychologische Sicherheit bewerten bzw. entwickeln. Manager:innen können zum Beispiel das Auntie Paket „Dream Team in Process“ auswählen, um die Interaktionen in ihrem Team zu verbessern. Teammitglieder können ebenso von einer Reihe von Paketen profitieren, je nachdem, wie sich die psychische Unsicherheit in ihrem Leben manifestiert.

Vier Tipps, wie du durch dein Handeln zur psychologischen Sicherheit beitragen kannst:

  1. Hab keine Angst vor Misserfolgen und sprich über deine Erfahrungen. Feiere Fehler und Misserfolge genauso wie Erfolge. 
  2. Ermutige und akzeptiere die Äußerung verschiedener Meinungen. Es gibt keine verrückten Ideen oder dummen Fragen. Bringe niemanden in Verlegenheit, beschuldige niemanden und mache niemanden lächerlich.
  3. Höre aufmerksam zu und zeige Interesse an anderen. Suche den Kontakt zu anderen, wenn du auch nur den leisesten Verdacht hast, dass es nötig ist. Bitte um Feedback zu deiner Arbeit und ermutige andere. 
  4. Nenne die Dinge beim Namen! Wenn du auf etwas stößt, das eindeutig falsch ist, lästere nicht hinter dem Rücken anderer, sondern sprich die Angelegenheit offen und konstruktiv mit den Betroffenen an.